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Festival Berichte

Festivalbericht zum 2. Obscura Filmfest Berlin

Sonntag, 05. März, der zweite Tag des 2. Obscura Filmfests: das kleine gemütliche Kino mit den plüschig-roten Sitzplätzen hinter der „Dawanda Snuggery“ erwartet mich.

Leider hat sich die Werbung für das Festival nicht so in den Köpfen der Horrorfilm-Fans festgesetzt, wie es das Festival verdient hätte und daher finden sich zum ersten Film des Tages nur wenige Gesichter ein. Das tut dem Spaß beim Anschauen des Filmes keinen Abbruch. Den immer präsenten Veranstalter kann man schon zur frühen Mittagsstunde mit allen möglichen Fragen behelligen und die plüschigen Sessel plus einem Becherchen Met sorgen weiterhin für Gemütlichkeit.

Nach dem soliden „Antisocial 2“ folgt dann ein herrlich oldschooliger „Demon’s Rook“, der dem Geist des Obscura Filmfests nach meinem Geschmack wieder sehr zugute kommt. Vermutlich kein riesiges Budget, aber wunderbare Latex-Dämonen. Danach der erste Kurzfilm-Slot: sieben Kurzfilme zwischen 12 und 33 Minuten, davon drei aus Deutschland. Nach dem Screening der deutschen Kurzfilme wird aufgrund der Anwesenheit der Regisseure von „Mutter Natur“ und „TLMEA“ unterbrochen und die Zuschauer haben die Möglichkeit zum Q&A. Nach erstem Zögern traut sich das interessierte Publikum dann auch und so erfährt man einiges über die Entstehung der sehr unterschiedlichen Movies. Weiter geht es mit den internationalen Produktionen, die für meinen Geschmack storytechnisch noch eine Schippe drauflegen. Eine amüsante Feststellung ist die Tatsache, dass bis auf den norwegischen Kurzfilm alle weiteren drei Shorties auf spanisch gedreht wurden. Neben Englisch die Sprache des Festivals, wie sich im Laufe der drei Tage herausstellen wird.

Es folgt „Ink“, bereits 2009 gedreht und eigentlich der fast „normalste“ Fantasybeitrag des Festivals. Eine ausgereifte Hintergrundgeschichte, aber der rechte Thrill will sich bei mir nicht einstellen. Liegt es an den Matrix-artigen Kampfszenen oder einfach an der Tatsache, dass ich mir vom Obscura einfach ein Wochenende voller Blood’n’Gore versprochen habe? Eine feine Schlachteplatte erwartet diejenigen, die sich auch den Abschlussfilm des Sonntags auf die to-do-Liste geschrieben haben. „Social Zombie Massacre“ aus der Slowakei hat zwar das Zombie-Genre nicht neu erfunden, zeigt aber eindrucksvoll, dass auch im osteuropäischen Raum gut gemachte Splatterfilme entstehen können. 

Nach wenigen Stunden Schlaf geht’s in die letzte Runde: der Montagmittag beginnt mit dem eher ruhigen „La casa de los Opas“. Da es aufgrund der Tageszeit nicht so voll wird, versucht der Veranstalter die im vorderen Café befindlichen Besucher noch mit den Worten „Ist nicht so hart, eher wie eine Fernseh-Familiengeschichte“ zum Anschauen des Filmes zu bewegen, aber Hipster und Jungfamilien scheinen dem Horrorgenre tatsächlich eher nicht zu trauen. Schade, sie haben ein packendes Familiendrama verpasst. „The Barn“ im Anschluss ist dann wieder so richtig nach meiner Erwartung: eine Retro-Halloween-Geschichte mit blutrünstigen Spukgestalten. Es macht einfach Spaß, wenn wie damals in den 80ern gemetzelt wird.

„Drifter“ im Anschluss, der einzige Obscura-Betrag, der es bisher in den deutschen Vertrieb geschafft hat, zeigt dann wieder die staubige trockene Härte im Stil von „Texas Chainsaw Massacre“. Hier ist nichts lustig und soll es auch nicht sein. Extra fürs Obscura hat der Regisseur Chris von Hoffmann übrigens ein sehr charmantes Vorwort gedreht, welches vor dem Film gezeigt wurde, das seine Begeisterung fürs Genre nochmal sehr deutlich macht.

Es folgt der Beitrag für die schnelle Wahrnehmung: 14 Kurzfilme in zwei Stunden. Schlag auf Schlag, teils nur wenige Minuten lang, mehr als eine Viertelstunde ist es nie. Animation, Fetisch, Action, Crime, alles dabei. Ebenso wie vor Ort der peruanische Regisseur des Beitrags „Leyendas Urbanas“, der selbstverständlich ebenfalls ein kurzes Q&A mit dem anwesenden Publikum abhält.

Zum Abschluss werden wir in „Verano Rojo“ nochmals mit Kannibalen konfrontiert, die es auf junge Touristen auf Mallorca abgesehen haben. Ein klarer Tipp für die nächste Urlaubsreise, denke ich beim Verlassen des Festivals. Das Resümee: drei Tage, 15 Langfilme, 21 Kurzfilme … durch die thematisch sehr abwechslungsreiche Gestaltung der Screenings kam zu keiner Zeit so etwas wie Langeweile auf und wer wie ich ebenfalls die „gute alte Zeit“ vermisst, wo das Horrorgenre noch nicht hochglanzpoliert war und auch gerne zwei Tropfen Blut mehr verloren werden dürfen, der ist beim Obscura Filmfest genau an der richtigen Stelle. Ich freue mich auf das nächste in Berlin im Herbst 2017!

Heike Ewert

Festivalbericht zum 4. Obscura Filmfest Berlin

 

Neben diversen Obscura Specials und dem Ableger Obscura Hannover, fand das Obscura Filmfest Berlin bereits zum vierten mal statt. Im bisher schönsten Kino, dem Union Kino Friedrichshagen, wurden vom 2. bis 4. November 2018 ganze 12 Langfilme und 22 Kurzfilme gezeigt, die meisten davon als deutsche Premiere. Einige gezeigte Werke wurden auch wieder von den Machern selbst präsentiert, die dazu teilweise um die halbe Welt angereist kamen. Zum Beispiel Luis Iga aus den USA der seinen Slasher „Murder in the Woods“ mit Danny Trejo vorstellte und Paul Bushe und Brian O’Neill aus Irland, die ihren Horror-Thriller „The Killers Within“ zeigten. Auch deutsche Filmemacher waren anwesend, so zeigte Kai Erfurt am Sonntag seinen großartigen „Beta“ und Rabea Peter war mit ihrem beeindruckenden Porno-Splatter „Whatever you Desire“ vor Ort. Neben den Q&As zum jeweiligen Film, konnte man mit den Ehrengästen im Foyer quatschen oder sie um ein Foto oder Autogramm bitten. Auch Geschenke gab es beim Obscura wieder und so konnte man sich auf dem reich gedeckten Gabentisch Blurays, Poster und hochwertige Magazine wie die Deadline mitnehmen.

Die Filmauswahl war wieder großartig aber gestaltete sich ein wenig anders als in den Ausgaben zuvor. Da die meisten Filme auf dem EFM, dem European Film Market, akquiriert wurden, war das Programm insgesamt mit teureren und hochwertigeren Filmen bestückt. Dass heißt natürlich nicht automatisch, dass die Filme auch besser waren aber zumindest war auch der eine oder andere Beitrag für einen etwas breiteren Geschmack dabei und nicht nur Extrem-Splatter. Insgesamt konnte man mit der guten Mischung höchst zufrieden sein.

Bei der Publikumsabstimmung gewann diesmal „Deadtectives“, eine Geisterjägerkomödie für Erwachsene, den Preis als bester Langfilm, während sich bei den Kurzfilmen das animierte Abenteuer „Gryphon Animo“ durchsetzen konnte.

Ein paar Highlights aus dem vielfältigen Programm möchte ich euch noch kurz vorstellen.

Corbin Nash, USA/UK 2018
Bei diesem Film handelt es sich um coole und blutige Vampiraction im Stil eines Blade, bei dem wir Dämonenjäger Corbin Nash auf der Suche nach den Mördern seiner Eltern begleiten. Der Film lief als deutsche Premiere und erscheint noch dieses Jahr bei uns als VOD.

Forward, MEX 2016
Zwei Auftragskiller werden in ein altes Anwesen eines Mafiabosses geschickt, in dem sie unheimliche Erscheinungen erwarten, die sie um den Verstand bringen wollen. Dieser Geisterhausfilm aus Mexiko überzeugte durch seine ungewöhnliche Inszenierung. One-Take-artig gedreht, teilweise mit Splitscreen dargestellt und von der Gestaltung an ein Horror-Video-Game erinnernd, konnte eine gruselige Atmosphäre erzeugt werden.
Erscheint Anfang 2019 unter dem Titel „Gates of Hell“ in Deutschland.

Murder in the Woods, USA 2017
Luis Iga präsentierte den ersten in den USA gedrehten Horrorfilm nur mit Latinos in den Hauptrollen. Nicht nur dank Danny Trejo kann der Slasher überzeugen, der am Ende einen überraschenden Plottwist bietet.

Malvineitor, ARG 2017
Waschechter Action-Trash aus Argentinien der überaus spaßigen Sorte mit viel Splatter, Sex und Ekelszenen, Tentakelmonstern und Riesenrobotern. Dazu eine Handlung die durchaus überzeugen kann. Was will man mehr?

The Killers Within, IRL 2018
Der irische Film beginnt als Thriller, wandelt sich dann aber zum Horror und behandelt dabei eine Verschwörungstheorie, die bisher noch nicht filmisch verarbeitet wurde. Der Film konnte mit sehr guter Umsetzung, viel Spannung und Splatter überzeugen.

Framed, ESP 2017
Dieser Horror/Folter/Terrorfilm greift ein Socialmedia-Thema auf und handelt von einer Gruppe Verbrecher die Häuser überfallen, Leute umbringen und dies live im Internet streamen. Und das vor einem Millionenpublikum von dem sie sich feiern lassen. Der härteste Beitrag im Langfilmbereich!

Bloodrunner Zero, Japan 2018 (Kurzfilm)
Dieser Kurzfilm handelt von einer jungen Frau, die sich für ein Ritual die Arme aufschneidet. Das verstörende am Film ist, dass die Szenen alle echt sind und keine Effekte verwenden. Der krankeste und kontroverseste Beitrag im Kurzfilmbereich!

Whatever you Desire, D 2018 (Kurzfilm)
In einem Raum in dem einem angeblich alle Wünsche erfüllt werden, verwandelt sich eine typische Pornoszene in ein Blutbad. Regisseurin Rabea Peter gelingt ein äußerst harter Kurzfilmbeitrag, der schockiert und zum Nachdenken anregt.

Hellsinki Mansplaining Massacre, FIN 2018 (Kurzfilm)
Im vermutlich ersten feministischen Splatterkurzfilm, muss sich eine Frau gegen die typischen Vorbehalte der Gesellschaft zur Wehr setzen. Mit Gewalt wenn nötig. Viel Gewalt! Der Kurzfilm überzeugte mit viel Witz, Charme, Ironie und Splatter.

Das waren nur einige der vielen überaus sehenswerten Beiträge. Man sieht sich beim nächsten Obscura Filmfest!

Thomas Wegricht